Die Königin (Teil 1)

In einem Land, lange vor unserer Zeit lebten einst ein König und seine wundervolle Tochter. Die Prinzessin, des Königs ganzer Stolz war klug und schön. Mit den Jahren kamen viele Edelmänner an den Hof des Königs und hielten um die Hand der Prinzessin an. Der König durch seine lange Regentschaft klug und erfahren, wusste, dass nicht alle Männer edler Herkunft auch edlen Gemüts sind, doch lag ihm das Glück seiner Tochter mehr am Herzen, als alle Vernunft oder Raison. Die Prinzessin sollte ihre Wahl allein mit ihrem Herzen treffen. Eines Tages kam ein Prinz aus einem fernen Land in leuchtender Rüstung und einem großen goldenen Wappen auf seiner Brust an den Hof des Königs und warb um die Prinzessin. Der weise Kanzler, des Königs bester Ratgeber und treuster Freund holte allerlei Erkundigungen über den Prinzen und dessen Reich in der Ferne ein.

Die Informationen, die ihm dabei zugetragen wurden missfielen dem Kanzler, doch er war erfahren genug zu erkennen, dass der Prinz bereits das Herz der Prinzessin erobert hatte und er verschwieg dem König sein Wissen. Einige Monde später, an einem wunderschönen Sommertag, richtete der König für seine Tochter eine Hochzeit aus, wie sie schöner nicht hätte sein können. Das ganze Land feierte das Glück der Prinzessin und machte den König sehr stolz.

Ein paar glückliche Monate vergingen, aber der Kanzler beobachtete den fremden Prinzen weiterhin mit Argwohn. Im Frühjahr des folgenden Jahres wurden die Befürchtungen des Kanzlers Realität. In einer lauen Frühlingsnacht hatte sich der fremde Prinz samt der Mitgift der Prinzessin und eines Teils des königlichen Schatzes davon gestohlen. Der alte König vermochte seine Tochter kaum zu trösten, zu tief war ihr Innerstes verletzt. Die Zeit wird diese Wunde heilen, hoffte der König um das Wohl seiner Tochter willen. Doch ihre Wunden heilten nur schwerlich und aus der ehemals fröhlichen Prinzessin wurde eine verschlossene Frau.

Fünf Jahre später, in einem langen und kalten Winter verstarb der alte König und hinterließ seiner Tochter nicht nur sein Reich als Königin, sondern auch seinen treusten Freund den Kanzler als ihren Ratgeber. Der weise und mittlerweile sehr alte Kanzler bewunderte die junge Königin, die ihre Pflichten sehr ernst nahm und für jeden ihrer Untertanen ein offenes Ohr hatte. Aber er sorgte sich auch um seine Königin, die in ihren privaten Stunden von einer Aura der Einsamkeit und Melancholie umgeben wurde.

Obwohl viele Edelmänner an ihren Hof kamen und um die Königin warben, verschloss sie sich doch allen Avancen. Eines Abends fasste sich der Kanzler ein Herz und fragte die Königin, ob nicht ein geeigneter Kandidat für eine Hochzeit unter den vielen Edelmännern sei. Die vielen stolzen Wappen die ich sah, machten mich immer skeptisch, antwortete ihm die Königin. Es sind ihre Wappen und sie tragen sie mit Stolz. Ich aber wünsche mir einen Mann, der mein Herz als Wappen voller Stolz tragen möchte. Diese Worte der Königin machten den alten Kanzler nachdenklich und er überlegte lange, wie er seiner Königin helfen konnte. Ein Ritter von edler Herkunft ohne Wappen für seine Königin zu finden, dass würde seine schwerste Aufgabe werden. Und so entsandte der Kanzler Kundschafter in alle Welt.

 

Fortsetzung folgt.

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