Der Mann mit dem Hund: Die andere Seite des Spiegels – Kapitel 6 – Herzklopfen

    Meine Reisetasche war gepackt und ich wartete auf das Taxi zum Flughafen. In ein paar Stunden werde ich unter der auch im Januar warmen Sonne Arizonas sein. Seit ich gestern Abend gepackt hatte,beschäftigte mich fast nur noch die Vorfreude auf Scottsdale. Lediglich in der Nacht, kurz vor dem Einschlafen, wanderten meine Gedanken zu Geraldine. Wie so oft in den letzten Tagen fragte ich mich, was sie über die Feiertage gemacht hatte. Wo und mit wem sie Silvester verbracht hatte. Chris, den ich seit unserem Spaziergang an Neujahr nur einmal gesehen hatte und der dabei, abgesehen von meiner kleinen Provokation, einen ruhigen und ausgeglichenen Eindruck auf mich gemacht hatte, wusste ich seit gestern wieder unter der fürsorglichen Obhut von Sandra. Eine Tatsache, die mich mehr beruhigte, als ich zunächst angenommen hatte. Ich hatte die Hoffnung, Chris würde bis zum meiner Rückkehr am 20. mit dem Schreiben des Buches in den letzten Zügen liegen, so dass ich es bald Geraldine zukommen lassen konnte. Sollte es nur halb so gut werden, wie eine seiner Kurzgeschichten, wäre es hervorragend. Überdies war ich höchst gespannt welche verborgenen Nachrichten, Ostereier, wie Chris sie nannte, er versteckt hatte und wie viele ich davon finden würde. Ein fröhlicher südländischer Taxifahrer brachte mich mit seinem Taxi, das ohne Frage als historisch bezeichnet werden konnte, zum Flughafen. Unterwegs erzählte er abwechselnd von seinem Auto, das die eine Million Kilometergrenze bereits lange überschritten hatte und seiner Familie, deren Foto auf der Mittelkonsole oberhalb des Radios prangte. Voller Stolz sprach er von seinen beiden Söhnen, die es später einmal besser haben sollten als er. Seine ganze Liebe aber galt hörbar seiner Tochter, dem Bild nach zuschließen einem Nachzügler mit deutlichem Abstand. Natürlich schwärmte er auch von seiner Frau, mit der er seit mehr als zwanzig Jahren verheiratet war und ganz besonders von ihren, an seiner Figur bereits deutlich sichtbaren, Kochkünsten. Als wir den Flughafen erreichten kannte ich die halbe Familiengeschichte und hatte das Gefühl irgendwie dazuzugehören. Die Zeit bis zum Aufruf meines Fluges vertrieb ich mir gelangweilt in der Ladenstraße des Flughafens. Nach den vielen Flügen, die ich in meinem Leben bereits hinter mich gebracht hatte, waren diese Läden ohne jeglichen Reiz mehr für mich. Gleich beim ersten Aufruf meines Fluges ging ich an Bord der Maschine. Ich hoffte, entweder einen interessanten, oder im besten Fall gar keinen Nachbarn zu haben. Für die Business Class auf dieser Strecke zu dieser Jahreszeit nicht ungewöhnlich trat der bessere der beiden Fälle ein. Es war ein ruhiger Flug, bei dem ich kurz nach dem Abheben für eine Zeit eingeschlafen war. Als ich wieder erwachte, lag bereits über die Hälfte der Strecke nach Atlanta, dem notwendigen Zwischenstopp, hinter mir. Ich lümmelte über beide Sitze, beobachtete die Wolken und genoss die Aussicht. Das Gefühl während eines Fluges entspricht nach meiner Ansicht, wenn man nicht gerade unter Flugangst litt, dem Losgelöst sein von Zeit und Raum. Hoch oberhalb aller Einschränkungen des Alltags kann man seinen Gedanken für die Zeit des Fluges freien Lauf lassen. Jedoch anders als von mir erwartet kreisten meine Gedanken nicht um die bevorstehende Auktion oder die fantastischen Autos, die mich erwarten würden. Auch nicht um Geraldine, sondern um Chris. Ich hatte mir zwar im letzten Frühjahr Gedanken über seine Krankheit und seinen Umgang damit gemacht, aber mich nie wirklich mehr als damals notwendig damit auseinandergesetzt. Dazu bestand zu jener Zeit auch kein Anlass. Doch seit ich Chris persönlich kannte und er für mich ein guter Freund geworden ist, bestand diese Notwendigkeit. Genauso wie die, wie ich selbst damit umgehen wollte. Bislang war mein Umgang mit Chris Krankheit von einer Art Vogelstrauß-Politik geprägt. Was seine Ursache durchaus darin haben konnte, dass ich Chris, bis auf diesen einen Abend, immer als gesund wahrnahm. So gesund, dass er immerhin in der Lage war ein Buch für mich, beziehungsweise für Geraldine zu schreiben. Die Erkenntnis, dass es sich dabei in Wahrheit nur um eine clever arrangierte Show von Chris handelte, hatte ich Sandras aufmerksamen Beobachtungen zu verdanken. Sie war es, die mir deutlich machte, welche Illusion Chris seit Oktober für die Menschen, die ihm nahestanden aufgebaut hatte. Doch jede Illusion hat ihren Preis. Wie es in Wahrheit aussah, wenn er alleine Zuhause war wusste niemand. Nicht einmal Sandra. Auch ich war dieser Illusion, oder Farce wie es Sandra nannte, aufgesessen. Chris hatte es geschafft mich mit Autos, Whisky und dem Buch abzulenken. Ganz besonders aber mit Sandra, ein Thema auf das ich viel zu sehr fixiert war. Viele meiner Gedanken in den letzten Wochen kreisten um Fragen wie: Ist Sandra für Chris wirklich nur eine gute Freundin? Liebt Sandra Chris und warum sind die beiden kein Paar? Für einen investigativen Geist sicher interessante Fragen, wenn man sich nicht mit dem Fakt zufriedengeben wollte, dass die beiden kein Paar waren und sich nicht vor Augen hielt, dass es weitaus wichtigeres gab. Etwa anderthalb Jahre hatte Chris im Oktober gesagt. Im besten Fall waren es 18 Monate und 4 davon waren bereits verstrichen. Ich konnte, oder besser gesagt wollte, mir nicht vorstellen, dass die Freundschaft mit Chris eines Tages durch seine Krankheit ein Ende finden sollte. Vielleicht war das der Grund, warum ich mich im November und Dezember mit seinen knappen, nichtssagenden Antworten zufriedengegeben hatte. Nichts zu wissen kann beruhigend und schützend sein. Manchmal ist es sogar besser, sich nicht mit zu vielen Fragen beschäftigen zu müssen und sich damit verrückt zu machen. Unwissenheit ist bisweilen Selbstschutz. Die Frage die sich mir stellte war, wollte ich mehr und genauer wissen, wie es Chris wirklich ging? Oder wollte ich weiter meinen Kopf bis zum Tag X in den Sand stecken? Wenn ja, wie war das mit meiner Freundschaft zu Chris in Einklang zu bringen? Mit meinem Verständnis von Freundschaft überhaupt? Genau genommen gar nicht. Meine Gedanken wurden von einer reizenden Flugbegleiterin mit der Frage, ob ich noch etwas zu trinken oder zu essen haben wollte unterbrochen. Ich verneinte dankend, hatte aber durch diese Unterbrechung den Faden verloren. Eine Weile schaute ich wieder zum Fenster hinaus und beobachtete erneut die Wolken, bis mir eine andere Frage durch den Kopf schoss. Chris hatte Sandra nie in seinem Tagebuch erwähnt. Auch seine Freunde wussten nichts von ihrer Existenz. Er hatte zudem von einem Versprechen gesprochen, das er jemand gegenüber geben hatte, sie nirgends zu erwähnen. Wenn Sandra also ein so großes Geheimnis war, warum hatte Chris sie mir gegenüber zuerst erwähnt und dann auch noch vorgestellt? Das ergab auf den ersten Blick keinen Sinn. Reines Vertrauen in meine Integrität konnte es kaum sein. Dafür kannte mich Chris zu diesem Zeitpunkt noch viel zu wenig. Dennoch musste einen Grund dafür geben. Chris war kein Mensch, der etwas ohne Grund tat. Vor allem nicht ohne zuvor gründlich darüber nachgedacht zu haben. Ich entsann mich daran, dass Chris bei unseren Kartenspielen immer sehr genau gewusst hatte, wer wann welche Karte gespielt hatte und er deshalb nach Belieben gewann. Jemand der wie Chris gleichzeitig taktisch und strategisch denken konnte, war bestimmt auch ein hervorragender Schachspieler. Mir wurde nachgesagt ein ganz passabler Schachspieler zu sein. Vielleicht sollte ich nach meiner Heimkehr mit Chris ein paar Partien spielen, um meine Vermutung zu überprüfen. Welchen Sinn also konnte es aus Chris Sicht geben, dass Sandra und ich uns kennenlernten? Sandra und ich waren in Chris Leben zwei Inseln ohne Verbindung zu seinem restlichen Leben. Zwei Inseln, die er nun miteinander verbunden hatte. Wollte er mich mit Sandra von Geraldine ablenken? Ein unsinniger Gedanke. Warum würde er dann dieses Buch für mich schreiben? Warum schrieb er dieses Buch überhaupt? Wir kannten uns erst kurz als er mir angeboten hatte, dieses Buch zu schreiben. Es war also nicht so, dass er einem alten Freund half. Zumal ein Buch schreiben keine Kleinigkeit ist und schon gar nicht in Chris Zustand. Möglicherweise stimmte es tatsächlich, dass er schon immer ein Buch schreiben wollte und nur nie den Anlass dafür gefunden hatte. Jetzt meldeten sich die Erfahrungen aus meinem ersten Leben wieder. Welche Tatsachen gab es überhaupt? Ich griff nach dem Block, der in der Rückenlehnentasche des Vordersitzes steckte, richtete mich wieder auf und zog den Klapptisch heraus. Das Blatt unterteilte ich in zwei Spalten: Tatsachen und Fragen. Chris Krankheit war unstrittig Realität. Genauso, wie Chris und Sandra Freunde sind und dass sich Chris von Irina getrennt hatte. Ich kam zu den Fragen und notierte sie unsortiert, wie sie mir in den Sinn kamen. Warum macht Chris aus Sandra so ein Geheimnis? Wer ist Sandra wirklich? Wie geht es Chris in Wahrheit? Welche Pläne und Ziele verfolgt er generell? Weshalb stellte er mir Sandra vor? Je länger ich nachdachte, desto mehr Fragen fielen mir ein. Was steckt wirklich hinter dieser Erkennungsmarke? Dass sich Omnia vincit amor und Semper Fidelis an Irina richteten war nachvollziehbar, aber Psalm 23 war nicht so eindeutig. Chris hatte sich für einen Weg ohne Irina entschieden, Sandra dagegen begleitete ihn. Konnte es nicht sein, dass Chris diesen ohne sich darüber bewusst zu sein für Sandra ausgewählt hatte? In diesem Zusammenhang stand die Frage, warum trug er immer noch dieses Armband? Dieser Gedankengang erinnerte mich daran, dass Chris erwähnt hatte, dass Irinas Sachen immer noch in seinem Bad stehen würden. Wirklich nur als Erinnerung an seine große Liebe Irina? Immer schneller jagten Fragen durch den Kopf. War es nicht so, dass Chris mehr oder weniger den Kontakt zu mir gesucht hatte? Immerhin hätte er mich weder an seinem Geburtstag, als ich an dem toten Baum saß, ansprechen müssen, noch im November bei unserem zufälligen Treffen im Park. Meine Einladungen auf einen Kaffee hätte er ebenso wenig annehmen müssen. Genau wie die, zu dem Abendessen ein paar Tage später oder jene zu meiner Geburtstagsparty, in deren Folge wir uns immer besser kennenlernten. Ebenfalls nicht ganz klar geworden ist mir bis heute, warum er sich wirklich von seiner Freundin getrennt hatte, oder trennen lassen hatte. Auch wenn seine Argrumente durchaus stichhaltig sein mochten und Chris sie sehr gut begründen konnte, für mich ergaben sie nur bedingt einen Sinn. Und letztlich, warum schrieb er mir dieses Buch für Geraldine wirklich? Deutlich mehr Fragen als Tatsachen standen auf diesem Blatt. Bei genauer Betrachtung auch einige Widersprüche. Ich war davon überzeugt, dass aus Chris Perspektive alles einen Sinn haben musste. Ein Sinn, der mir zu großen Teilen noch verborgen blieb. Ich riss das Blatt ab, steckte es in meine Jackentasche und beendete meine Überlegungen. Die Klärung der gefundenen offenen Fragen, sowie das Problem, wie ich mit Chris Krankheit in Zukunft umgehen wollte verschob ich auf die Zeit nach meiner Rückkehr. Kurz darauf ertönte die Stimme des Kapitäns durch die Lausprecher mit der Bitte, die Lehnen aufrecht zu stellen und die Sicherheitsgurte anzulegen. Wir befanden uns im Landeanflug auf Phoenix. Mit einer perfekten Landung setzte der Kapitän die Maschine wenige Minuten später auf der Landebahn des Sky Harbor International Airport auf.

   Nach einem Imbiss und einem kurzen Aufenthalt an der Hotelbar ging ich auf mein Zimmer. Obwohl ich den halben Flug verschlafen hatte, war ich müde und abgespannt. Der zu erwartende Jetlag. Ich legte mich auf mein Bett und versuchte zu schlafen. Eine Stunde wälzte ich mich hin und her ohne einschlafen zu können. Der Schlaf im Flugzeug hatte mich aus meinem Rhythmus gebracht. Ich schaltete das Radio ein und wechselte die Sender solange, bis ich einen der nicht ausschließlich Country Music oder Hip-Hop spielte gefunden hatte. Ein paar Lieder döste ich vor mich hin, bis „Song instead of kiss“ lief. Genau das Lied, das mich wie kein zweites an Geraldine erinnerte. Wenn man so will unser Lied. Geraldine, oder viel mehr die Erinnerung an sie, verfolgte mich sogar in die Wüste Arizonas. Wenig erfreut über diese im Augenblick unwillkommene Erinnerung an Geraldine stand ich auf und ging zur Minibar. Wie nicht anders zu erwarten befand sich dort außer Gin und Wodka nur Bourbon. Unverrichteter Dinge legte ich mich wieder auf mein Bett und versuchte erfolglos die unerwartete Erinnerung an Geraldine wieder zu verdrängen, bis ich schließlich irgendwann einschlief.

   Pünktlich um 7 Uhr, nach einer letztlich viel zu kurzen Nacht, weckte mich eine freundliche Dame der Rezeption telefonisch. Ich duschte, zog mich an, frühstückte kurz und nahm ein Taxi nach Scottsdale. Dort angekommen traute ich meinen Augen nicht. Autos soweit das Auge reichte. Was immer man suchte, hier würde man es finden. Daran konnte kein Zweifel bestehen. Vorbei an unzähligen Mercedes SL und verschiedenen Porsche-Modellen führte mich mein Weg zu den amerikanischen Klassikern. Nie zuvor hatte ich eine derartige Ansammlung von Musclecars gesehen. Auf Hochglanz poliert funkelten sie in der Morgensonne um die Wette. Ausnahmslos alle waren da. Mustang, Camaro, Chevelle, GTO, Challenger, Charger, 442, Firebird, Barracuda, El Camino und wie sie alle hießen. Etwas weiter hinten standen die Corvettes, fein säuberlich nach Produktionsjahr getrennt. Zuerst die C1. Die erste Version, die von 1953 bis August 1962 gebaut wurde. Viele wunderschöne und aufwändig restaurierte Exemplare buhlten um die Aufmerksamkeit der Besucher. Mein Interesse galt aber den sich daran anschließenden C2, die als erste den Beinamen Sting Ray, damals noch auseinander geschrieben, trugen und nur von September 1962 bis Mitte 1967 gebaut worden waren. Aufgrund ihrer kurzen Bauzeit war das Angebot deutlich geringer, als bei den C1 Versionen. Ich lief vorbei an einigen roten und silbern Cabrios, bevor ich wie vom Donner gerührt stehen blieb. Da stand mit Losnummer 1076 das Objekt meiner Begierde. Eine schwarze 63er C2 Split-Window mit 4 Gang Handschaltung. An der Windschutzscheibe hing ein Zettel mit den technischen Daten und einigen Informationen über das Auto. Ich lief um das Auto herum und schaute es mir sehr genau an. Es musste vor einiger Zeit restauriert worden und den Gebrauchsspuren nach zu schließen danach häufig bewegt worden sein. Kein reines Show Car also, wie viele der anderen Fahrzeuge hier, die ihr Dasein in klimatisierten Garagen fristeten, sondern ein echtes Gebrauchsfahrzeug, wie ich eines suchte. Schnell kam ich mit dem Eigentümer, einem freundlichen Herrn Mitte 50, ins Gespräch und er berichtete mir sehr ausführlich über die Corvette. Welche Arbeiten im Zuge der Restauration ausgeführt worden waren, wieviel Meilen er seitdem mit dem Fahrzeug zurückgelegt hatte und vor allem davon, wie problemlos das Auto im Alltag lief. Die wichtigste Information aber war, dass er dieses Auto „No Reserve“, das bedeutet ohne Limitpreis anbot. Eine beruhigende Information. Fahrzeuge, die ohne Limit in eine Auktion gehen werden auf jeden Fall verkauft. Ich bekundete nachhaltig mein Interesse, bevor ich mich verabschiedete. Die hohe Losnummer bedeutete, dass dieses Fahrzeug erst am vorletzten Tag zur Versteigerung kam und ich ein paar Tage Zeit hatte, mir alles in Ruhe anzusehen. Hinter den Corvettes begann die Sektion für Pickups und Custom Cars, die mich nicht besonders interessierten, so dass ich zu den Musclecars zurückging. Was Chris zu dieser beinahe unglaublichen Aufreihung sagen würde? Ich konnte mir sehr gut vorstellen, dass er, wie ein kleines Kind in einem Süßwarenladen, aufgeregt von Auto zu Auto eilte und sich nicht entscheiden konnte, welches ihm am besten gefiel. Am Morgen des zweiten Tags schaute ich mir die vielen Vintage Cars, das sind Fahrzeuge, die vor dem 2. Weltkrieg gebaut worden waren an. Große Namen wie Packard, Duesenberg, Lincoln, Auburn, Hispano-Suiza, Bugatti oder Rolls Royce standen nebeneinander. Fahrzeuge die nicht nur mit ihrer schieren Größe, sondern auch mit ihren vielen liebevollen Details Ehrfurcht geboten. Nachmittags schlenderte ich noch einmal durch die endlosen Reihen der Musclecars, wobei mir ein Plymouth Road Runner ins Auge stach. Es war zwar nicht das Model mit der von mir gesuchten 426er Maschine, war aber mit seinem 440er Six Pack ebenfalls mehr als ausreichend motorisiert. Zudem hatte das Fahrzeug „Matching Numbers“. Das bedeutet Motor, Getriebe und Fahrgestell gehörten zusammen und waren niemals ausgetauscht worden. Ein sehr seltenes Fahrzeug, das ich unbedingt im Auge behalten wollte. Die nächsten Tage besuchte ich einige der im Rahmenprogramm angeboten Veranstaltungen, bevor ich mich ausschließlich auf die Auktionen konzentrierte. Zu meiner Überraschung waren die erzielten Preise durchaus nicht so übertrieben, wie bei vielen anderen Auktionen. Ein 69er Super Bee war mit 66.000 Dollar fast schon günstig, ebenso wie die seltenen Camaro RS, die im Durchschnitt 40.00 Dollar einbrachten. Spannend wurde es für mich als die Auktion des Road Runner anstand. Ebenfalls ohne Limit angeboten, kletterte sein Preis rasant in die Höhe. Einen Augenblick überlegte ich, ob ich mitbieten sollte, hielt mich dann aber, da ich für die Corvette einen Preis von ca. 90.000 Dollar erwartete und nicht unsinnig viel Geld ausgeben wollte zurück. Am Ende einer schnellen, hitzigen Auktion wechselte der Road Runner für durchaus angemessene 96.800 Dollar seinen Besitzer. Jetzt galt mein alleiniges Augenmerk der Corvette. Gleich nach dem Aufruf war die Marke von 60.000 Dollar gefallen. Schnell waren 75.000 erreicht, bevor sich das Tempo merklich verlangsamte, um schließlich bei 80.000 in Stocken zu geraten. Mit einem vor Aufregung bis zum Hals pochenden Herz erhöhte ich mein Gebot auf 82.500 Dollar. Niemand überbot. Der Auktionator hob den Hammer.
„Going once.“
„Going twice.“
Eine gefühlte Ewigkeit verging, bis er die Worte:
„Going three times.“ sprach und endlich zu meiner Erlösung mit dem Wort:
„Sold“ den Hammer fallen ließ.
Ich hatte die Corvette ersteigert.

   Scottsdale 2014 war vorbei und ich hatte endlich die von mir gesuchte 63er Corvette. Nun stand ich mitten in Arizona und überlegte mir, wie ich die Corvette am besten nach Hause bekommen sollte. Natürlich konnte ich eine Spedition beauftragen und sie nach Houston oder San Diego bringen lassen, um sie von dort aus zu verschiffen. Die bessere Idee war aber, da ich es nicht wirklich eilig hatte nach Hause zu kommen, sie selbst nach Houston zu fahren. San Diego war zwar wesentlich näher, dafür war die Schiffsroute durch den Panama Kanal bedeutend länger und Kalifornien wollte ich ohnehin nicht unbedingt wiedersehen. Dazu musste ich meinen Flug umbuchen. Nach etwas hin und her mit der Fluggesellschaft, die über die Änderung meines Flugplans nur bedingt begeistert war, hatte ich es geschafft für den 23. einen Flug ab Houston nach Hause zu bekommen. Am Mittag des 20. brach ich in der Hoffnung auf, die Corvette würde trotz ihrer 51 Jahre, die etwas über 1100 Meilen zwischen Phoenix und Houston problemlos durchhalten. Ohne das kleinste Problem mit dem Wagen gehabt zu haben, erreichte ich am Nachmittag des 22. den Hafen von Houston. Dank der Hilfe von Lloyd, einem alten Kollegen, der seit vielen Jahren unweit von Houston in Pasadena lebte und den ich vor meiner Abfahrt in Phoenix angerufen hatte, waren die Zollformalitäten sowie die Suche nach einer geeigneten Reederei schnell erledigt. In drei bis vier Wochen würde die Corvette bei mir in der Garage stehen. Den letzten Abend meiner Reise verbrachte ich gemeinsam mit meinem Freund, der mich in eines dieser für Texas typischen Steakhäuser eingeladen hatte. Wir erzählten uns gegenseitig ausführlich, was sich in unseren Leben seit unserem letzten Treffen vor ein paar Jahren ereignet hatte, bevor er mich am späten Abend in mein Hotel am Flughafen brachte. Zwei Wochen war ich jetzt weg. Ich freute mich darauf Chris wiederzusehen und hoffte inständig, dass es ihm gut ging. Besonders interessierten mich vor allem die Ergebnisse seiner Untersuchung, die Mitte Januar während meiner Abwesenheit stattgefunden hatte. Ich nahm mir vor, mich diesmal nicht mit Chris Standardantwort „Gut, wie immer“ zufriedengeben zu wollen. Nicht minder gespannt war ich auf die Fortschritte, die Chris während meiner Abwesenheit mit dem Buch gemacht hatte. So sehr mich Chris, Sandra, meine Reise nach Scottsdale, die Corvette und alle die anderen Kleinigkeiten auch abgelenkt hatten, mit jedem Tag der ins Land ging vermisste ich Geraldine mehr. Gleichzeitig wuchs meine Sorge, ich könnte sie mittlerweile für immer verloren haben. Wer konnte ahnen in welche Richtung sich ihr Leben, bedingt durch ihre neuen Aufgaben, entwickelt hatte. Wahre Liebe endet nicht, nur weil man sich nicht sieht, hatte Chris bei unserer ersten Begegnung Graham Greene zitiert. Was mich anbetraf war diese These zutreffend und ich hoffte inständig, dass sie auch für Geraldines Gefühle stimmte.

   Ein unruhiger Flug, bei dem ich zu allem Überfluss auch noch einen uninteressanten und langweiligen Nachbar hatte, lag hinter mir. Starke Turbulenzen hatten ihn zu einer Art Achterbahnfahrt gemacht, die mich an meine unzähligen Flüge mit der guten alten C130 erinnerten, und die etlichen Passagieren überhaupt nicht bekommen war. Selten zuvor hatte ich erlebt, dass von diesen kleinen Papiertüten so reger Gebrauch gemacht worden war, wie auf diesem Flug. Zuhause angekommen stellte ich mein Gepäck im Flur ab und ließ mich müde auf mein Sofa fallen. Fünf Stunden später erwachte ich einigermaßen ausgeruht wieder. Um vollends wach zu werden setzte ich mir als erstes einen Kaffee auf. Während der Kaffee durchlief sah ich meine Post durch. Nichts besonders. Ein paar Rechnungen, zwei Einladungen zu irgendwelchen Veranstaltungen auf die ich ohnehin nicht gehen würde und die übliche Werbung. Mit den Rechnungen in der einen und der Kaffeetasse in der anderen Hand ging ich in mein Arbeitszimmer. Die Rechnungen legte ich im Korb für Unerledigtes ab und fuhr meinen Computer hoch. Wie viele E-Mails mich wohl erwarteten? Es waren 259 Stück. Newsletter von Shops mit den neuesten Sonderangeboten, der unvermeidliche Werbemüll und anderes unwichtiges, aber zu meinem Leidwesen keine von Geraldine. Über fünf Monate dauerte das Schweigen zwischen uns bereits und ein schnelles Ende war nicht in Sicht. Ich fuhr meinen Computer wieder herunter und ging mit meiner Tasse zurück in die Küche. Mein Handy, das wie immer auf der Kommode im Flur lag erinnerte mich daran, dass ich mich bei Chris melden wollte, sobald ich wieder zurück war. Kaum hatte ich es eingeschaltet, machten piepend diverse Push-Nachrichten über die jüngsten Geschehnisse in der Welt auf sich aufmerksam. Ich sollte diesen Unsinn dringend abschalten dachte ich, als ich begann Chris eine SMS zu schreiben. Die Fragen nach seiner Untersuchung und dem Fortschritt des Buches vermied ich, da sie mir in der ersten SMS nach meiner Rückkehr unangemessen erschienen und ich sie Chris lieber in einem persönlichen Gespräch stellen wollte. So begrenzte ich den Inhalt auf meine Erwerbung in Scottsdale. Ungeduldig wartete ich auf seine Antwort. Was würde er zu meiner 63er Corvette sagen? Schwarz mit 4 Gang Handschaltung, genau wie er sie sich vorgestellt hatte. Ein paar Minuten später traf seine Antwort ein. Chris gratulierte mir zu meinem Kauf. Er schrieb, dass er sich darauf freue, das Auto zu sehen. Sein nächster Satz kam jedoch einer Sensation gleich. Er sei seit drei Tagen wieder mit Irina zusammen. Ungläubig starrte ich auf die Buchstaben im Display. Chris war wieder mit Irina zusammen! Etwas Unwahrscheinlicheres konnte ich mir nicht vorstellen. Als ich am 8. Januar abgeflogen war, gab es im Vorfeld nicht das kleinste Anzeichen dafür, dass die beiden überhaupt jemals wieder Kontakt haben würden. Geschweige denn ein Paar werden würden. Und nun das. Der abwegigste aller denkbaren Fälle, wenn man die letzten acht Monate betrachtete, war eingetreten. Was um alles in der Welt war während meiner Abwesenheit passiert? Umgehend schrieb ich Chris zurück, wann wir uns sehen konnten. Er müsse mir unbedingt erzählen, wie es dazu gekommen war. Spaziergehen morgen 15:00. Hole dich ab., lautete seine knappe Antwort. Eine ungewöhnliche Zeit für seinen Spaziergang. Geplättet lehnte ich mich gegen die Bar meiner Küche. Chris und Irina. Ich konnte es nicht fassen. Gleichzeitig machte mir diese unglaubliche Nachricht Hoffnung. Im Vergleich zudem, was zwischen diesen beiden vorgefallen war, waren die Unstimmigkeiten zwischen Geraldine und mir eher gering und sollten sich noch leichter lösen lassen.

   Meine im Flur herumstehende Reisetasche erinnerte mich, die sich in ihr befindende schmutzige Wäsche in die Waschküche zu bringen. Auf dem Weg in den Keller zog ich einen Moment in Erwägung Sandra, die mit Sicherheit Bescheid wusste, anzurufen um genaueres zu erfahren. Ich war sicher, ohne eine Frage stellen zu müssen, würde sie mir bestimmt erzählen, wie es dazu gekommen war. Nach meiner Erfahrung redeten Frauen über ein so unfassbares Ereignis in ihrem nächsten Umfeld stets von alleine. Aber Sandra war im positiven Sinne keine dieser Frauen. Ich nahm wieder Abstand von dieser Idee, sortierte meine Wäsche, startete die erste Maschine mit schmutziger Wäsche und ging wieder nach oben. Nachdem ich eine Kleinigkeit gegessen hatte, legte ich mich erneut auf mein Sofa und zappte ziellos durch das Fernsehprogramm, das wie immer Freitagabends wenig Interessantes bot. Meine Gedanken fingen wieder an sich um Chris und seine neuerliche Beziehung zu Irina zu drehen. Das war einfach zu unglaublich und meine Neugier, wie es dazu gekommen war, wuchs ins Grenzenlose. Vielleicht sollte ich doch Sandra anrufen. Mich einfach wieder zurückmelden und das Gespräch mit der Frage nach seinen Untersuchungsergebnissen im Januar auf Chris lenken. Ich nahm mein Telefon und wählte ihre Nummer, in der Hoffnung sie an einem Freitagabend erreichen zu können. Bereits nach dem dritten Klingen meldete sie sich mit einem einfachen:
„Ja?“
„Hallo Sandra. Ich wollte dir nur Bescheid geben, dass ich wieder zurück bin.“
„Hallo Thom! Schön, dass du anrufst. Wie war deine Reise?“
Ich erzählte ihr in groben Zügen von meiner Reise und dass ich nun stolzer Besitzer einer 63er Corvette war. Sandra freute sich hörbar über meine erfolgreiche Reise und gratulierte mir zu meinem neuen Auto. Wie geplant lenkte ich das Gespräch mit der Frage nach den Ergebnissen seiner Untersuchung im Januar auf Chris. Besorgt vernahm ich, dass sie nicht so waren, wie Chris sie gerne gehabt hätte. Sandra beruhigte mich umgehend damit, dass sich seine Werte nur geringfügig verschlechtert hatten, Chris aber für sie unverständlich deshalb unzufrieden war.
„Ich weiß nicht, was er erwartet hatte?“, sagte sie und klang dabei leicht verunsichert. „Diese Entwicklung war seit Sommer absehbar. Chris kann doch nicht geglaubt haben, dass dieser Tag nicht kommen würde.“
Nach dieser Feststellung schwieg Sandra und ich versuchte unser Gespräch in eine andere Richtung zu lenken.
„War er wenigstens sonst vernünftig während ich weg war?“
„Sehr sogar.“ Sandras Stimme klang wieder fröhlicher. „Wenn wir uns nicht gesehen hatten, hat er hat sich jeden Tag 2 bis 3 Mal bei mir gemeldet, mir erzählt was er gemacht hat und mir versichert, dass er auf sich achtet. Am Sonntagabend waren wir zusammen Essen und er hat auf mich einen guten Eindruck gemacht.“
„Aber seitdem hast du ihn nicht mehr gesehen?“
„Nein“, erwiderte Sandra, „wir haben nur telefoniert.“
Es war eindeutig. Sandra wusste von der jüngsten Entwicklung nichts. Bevor Sandra ob meiner vielen Fragen nach Chris noch misstrauisch wurde, wechselte ich zur Sicherheit das Thema und erkundigte mich nach ihr. Wir unterhielten uns noch ein paar Minuten und beendeten dann das Gespräch. Anstatt mehr Informationen darüber zu haben, wie es zu Chris neuerlicher Beziehung mit Irina gekommen war, hatte ich nun eine Frage mehr. Warum hatte Chris Sandra nichts erzählt? Ich ging in die Küche holte mir ein Glas Wein und setzte mich wieder auf mein Sofa. Mit der Erkenntnis, dass ich bevor ich nicht mit Chris gesprochen hatte keine Antwort auf irgendeine Frage finden würde, zappte ich weiter durch die Programme, bis ich bei einer interessanten Dokumentation über die kleinen Kanalinseln Jersey und Guernsey hängen blieb.

   Das Wetter am nächsten Nachmittag lud nicht gerade zu einem Spaziergang ein. Es war kühl und regnerisch, wie schon den ganzen Winter. Die Zeiger der Wanduhr unruhig beobachtend wartete ich in meiner Küche auf das Klingeln an meinem Tor. Pünktlich um 15 Uhr läutete es endlich.
„Komme runter“, verständigte ich Chris über die Sprechanlage.
Ich griff nach einer Jacke und eilte die Auffahrt hinunter. Kaum hatte ich das Tor geöffnet wurde ich von einer freudig erregten Mable so überschwänglich begrüßt, als hätten wir uns eine Ewigkeit nicht gesehen. Nachdem ich Mable ausgiebig gestreichelt hatte, wandte ich mich Chris zu. Er wirkte müde und irgendwie abwesend.
„Wie geht es dir?“
Chris sah mich an.
„Ehrlich?“
Er hielt kurz inne.
„Naja, eigentlich ganz gut.“
Eine solche Antwort hatte ich nach dieser SMS nicht erwartet. Vielmehr war ich darauf vorbereitet, einen glücklichen Mann zu sehen, der seine große Liebe wiederhatte. Diese Erwartung erfüllte Chris beileibe nicht.
„Erzähl, was ist passiert?“, fragte ich ihn, als wir Richtung Park losliefen.
Chris sah mich an und schwieg zunächst.
„Erzähl mir lieber von Scottsdale.“, sagte er nach ein paar Metern, während er Mable von der Leine losmachte.
„In erster Linie war es sonnig und einigermaßen warm. Arizona eben.“
Chris reagierte nicht.
„Du kannst dir nicht vorstellen, wie viele Autos dort waren.“
Ich erzählte von dem Charger 440 R/T, den Chevelles, den vielen Camaros, die in den selten SS, RS und Z28 Ausführungen angeboten wurden. Den Mustangs, die vom Shelby GT350 bis zum Boss 302 in allen Varianten vertreten waren, den GTOs, den Corvettes, den El Caminos und dem Plymouth Road Runner, den ich mir beinahe auch gekauft hätte. Erst als ich auf die beiden 426er Hemi Cudas zu sprechen kam, zeigte Chris Interesse.
„Hemi Cudas? Im Ernst? Wow!“
Jeder, der sich mit diesen Autos auskannte wusste, dass vor einiger Zeit ein 71er Hemi Cuda Convertible bei einer Auktion sagenhafte 2,2 Millionen Dollar erzielt hatte. Manche nannten ihn seitdem den heiligen Kral der Musclecars.
„Es waren nur 70er“, beruhigte ich Chris. „Aber selbst für die wurden enorme Preise erzielt.“ Sicher, sie waren seltener als alle anderen der in Scottsdale angebotenen Musclecars. Dennoch waren die Preise, sieht man von dem 71er 426er Cabrio ab, von dem noch 6 Stück existierten und für die andere Maßstäbe galten, fast übertrieben.
„Was gab es noch?“, wollte Chris jetzt wissbegierig hören.
„Mehrere Oldmobile 442, einige Lincoln Continental, zwei der seltenen Galaxy 500, ein paar Buick Riviera, viele Jeeps und noch mehr Trucks.“
„Trucks? Welche Trucks genau?“, erkundigte sich Chris neugierig.
Ich kannte mich mit Pickups nicht besonders gut aus und musste überlegen. Viele Ford F irgendwas, verschiedene Chevys und paar GMCs, sowie eine Menge Dodges.
„Hast du das Verzeichnis?“, fragte Chris wissbegierig.
„Ja, Zuhause. Seit wann interessierst du dich denn für Trucks?“
Bislang wusste ich nicht, dass sich Chris auch für Pickups begeisterte.
„Einer meiner ersten Modellbausätze war ein roter Dodge Pickup, den ich besonders gerne hatte. Der berühmte Little Red Express, der nur ein Jahr gebaut wurde. Bis heute mag ich diese Art Autos sehr. Hin und wieder hatte ich sogar ernsthaft mit dem Gedanken gespielt mir einen zu kaufen. Dazu gekommen ist es aber nie. Irgendwie war ich immer zu vernünftig. Diese Ungetüme sind einfach zu groß für unsere Straßen.“
Dabei sah mich Chris an, als würde er seine Vernunft bedauern.
„Komm doch einfach nächstes Jahr mit, ich muss dort unbedingt wieder hin.“
Kaum hatte ich meinen Mund geschlossen, wurde mir bewusst, was ich eben gesagt hatte. Nächstes Jahr. Für mich eine Selbstverständlichkeit, aber für Chris? Niemand konnte das mit Sicherheit sagen. Um von meinem Fauxpas, den Chris einfach übergangen hatte, abzulenken wechselte ich das Thema.
„Wie kommst du mit deinem Buch voran? Ich bin neugierig. Du verstehst das sicher?“
Chris lächelte und nickte dabei verständnisvoll.
„Gut, sogar sehr gut. Bis letzten Montag. Dann…“
Chris brach seinen Satz ab und rief nach Mable, die sich mittlerweile sehr weit von uns entfernt hatte. Doch Mable reagierte nicht auf Chris rufen und lief unbeeindruckt weiter.
„Mable! Hier!“ brüllte Chris zornig.
Sie blieb stehen, schaute sich um als würde sie kurz überlegen, ob sie jetzt besser zurückkommen sollte und rannte dann auf uns zu.
„Bis Montag und dann? Was geschah am Montag?“
Chris blieb stehen und drehte sich zu mir. Er holte tief Luft, bevor er zu erzählen begann.
„Am Montagmorgen, ich stand gerade unter der Dusche, piepte mein Handy. Eine SMS. Weil ich mir sicher war, dass es nichts Wichtiges sein konnte, duschte ich in Ruhe zu Ende, trocknete mich ab und zog mich an. Dann ging ich in mein Arbeitszimmer um nachzusehen, wer mir geschrieben hatte. Ich fiel aus allen Wolken. Sie war von Irina. Geschockt legte ich das Handy zur Seite, setzte mich an meinen PC und dachte darüber nach, ob ich ihr antworten sollte. Nach einer Weile entschied ich, ihre SMS zu ignorieren und an deinem Buch weiter zu schreiben. Etwa eine Stunde später kam eine mehr als ungewöhnliche E-Mail von ihr.“
„Eine E-Mail?“, unterbrach ich Chris überrascht. „Ich dachte du hättest ihre Adressen blockiert?“
„Hatte ich auch. Bis Anfang Januar, als sie in der Firma einen neuen E-Mail Server in Betrieb nahmen. Da ich mir sicher war, von ihr nichts mehr zuhören, sah ich keinen Grund mehr mir die Arbeit zu machen und ihre E-Mail-Adressen wieder auf die Blacklist zu setzen.“
„Und was stand in dieser E-Mail?“, fragte ich leicht ungeduldig.
Chris bedeutete mir weiter zu laufen.
„Ob sie mir erst einen Heiratsantrag machen muss, bevor ich wieder mit ihr spreche?“
Ich blieb wieder stehen.
„Wie bitte?“
Obwohl ich sehr gut gehört hatte, was Chris gesagt hatte, traute ich meinen Ohren nicht.
„Das ist nicht dein Ernst?“
Chris sah mich fragend an.
„Warum sollte ich dir die Unwahrheit sagen?“
Nach einer kurzen Pause fuhr er fort.
„Es verging eine Stunde, vielleicht länger, in der ich hart mit mir rang, bis ich ihr schließlich antwortete. Den ganzen Tag über gingen dann E-Mails hin und her, bis mir das kurz nach 18 Uhr zu viel wurde und ich die Unterhaltung abbrach. Ich hatte das Gefühl, das Ganze drifte in eine Richtung, die ich nicht wollte. Ein paar Minuten vor 22 Uhr kam dann noch eine weitere E-Mail, in der sie schrieb, dass sie gerne einmal wieder in meinen Armen einschlafen würde. Ich habe sie nicht beantwortet, weil ich nicht wusste, was ich ihr schreiben sollte. Eine ganze Zeit habe ich überlegt, ob und wenn ja was ich ihr antworten sollte, bevor ich unentschlossen zu Bett ging. Einerseits war ich froh mit der Geschichte abgeschlossen zu haben, andererseits war meine Sehnsucht nach ihr so groß, dass ich es nicht erwarten konnte sie wieder in den Armen zu halten.“
Chris blieb stehen, öffnete seine Jackentasche, holte eine Schachtel Zigarillos hervor und nahm eines heraus. Es war sehr ungewöhnlich, dass Chris während des Spaziergangs mit Mable rauchte. Zuvor hatte ich das nur bei unserem Treffen am toten Baum an seinen Geburtstag erlebt. Nachdem er sein Zigarillo angezündet hatte setzten wir unseren Weg fort.
„Am Dienstagmorgen beantwortete ich ihre E-Mail mit: Ich auch sehr gerne. Damit lagen die Karten auf dem Tisch. Tja, meine eigenen Regeln galten nicht mehr. Wir telefonierten dann 3 oder 4 Mal und abends kam sie zur mir. Den Rest kannst du dir sicher denken.“
Und wie ich mir den Rest denken konnte. Das heißt eigentlich konnte ich ihn mir nicht denken. Chris nahm diese Tabletten, die gewisse Dinge unmöglich machten. Obwohl mich brennend interessiert hätte, was in dieser Nacht genau passiert war, verkniff ich mir die Frage.
„Und jetzt? Ich meine, wie stellst du dir vor, dass das mit euch weitergeht? Hast du mit ihr darüber geredet? Auch über die Zeit, die ihr habt?“
Chris schaute mich ernst und nachdenklich an.
„Natürlich habe ich mit ihr darüber geredet. Was denkst du denn?“
„Man weiß nie?“, erwiderte ich schulterzuckend.
Wieder atmete Chris tief durch.
„Naja, wirklich darüber geredet haben wir nicht. Wir haben es mehr Tod geschwiegen und wenn es gar nicht anders ging, haben wir höchstens an der Oberfläche gekratzt. Du weißt doch, ich rede nicht gerne darüber und mit Irina ist es besonders schwierig.“
„Was genau hast du ihr erzählt?“, hakte ich nach.
„Dass sich das Ding verlagert hat und so wie es jetzt aus sieht noch etwa 2 Jahre Zeit bleiben“, erwiderte Chris mürrisch.
„Das hast du ihr nicht erzählt!“
Ich war fassungslos und kurz davor wütend zu werden. Chris hatte Irina glauben gemacht, das etwa doppelt so viel Zeit zur Verfügung stand, als in Wahrheit. Ich konnte es nicht glauben. Warum um alles in der Welt hatte Chris das getan? Eine vollkommen unlogische und unnütze Lüge. Die Wahrheit würde doch sehr schnell ans Licht kommen. Ich sah Chris entsetzt an.
„Und darauf willst du eine Beziehung aufbauen? Das kann nicht dein Ernst sein!“
Chris schwieg beharrlich zu diesem Vorwurf und wir gingen weiter. Ich brauchte eine Zeit, bis ich mich wieder beruhigt hatte und in der Lage war Chris meine nächste Frage in vernünftigem Ton zu stellen.
„Wollte sie nicht wissen, was du das letzte halbe Jahr gemacht hast?“
„Doch“, antwortete Chris knapp.
„Und, was hast du ihr erzählt?“
„So dies und das“, druckste Chris herum, während er Mable, die im Begriff war wieder davon zu sausen, einen strengen Blick zuwarf.
Es ging genauso weiter mit Chris Antworten auf meine Fragen wie am Anfang unseres Spaziergangs. Ausweichend und unspezifisch. Mittlerweile waren wir an dem toten Baum vorbeigekommen, machten kehrt und gingen auf dem Weg, der direkt an der Hangkante entlang führte wieder zurück.
„So dies und das also“, wiederholte ich. „Wie soll ich das verstehen?“
Chris zog an seinem Zigarillo und machte ein ratloses Gesicht.
„Natürlich wollte sie wissen, wer mir im letzten halben Jahr geholfen hat. Wer sich um Mable gekümmert hat und so weiter. Dass ich das alles alleine nicht schaffen konnte, war ihr klar.“ „Und dann hast du ihr von Sandra erzählt?“
Chris erblasste.
„Nein, habe ich nicht. Das heißt nicht direkt.“
„Was soll das denn nun wieder heißen?“
Ich war abermals aufgebracht. Chris zuckte erneut mit seinen Schultern und schwieg. Ein paar Schritte gingen wir wortlos nebeneinander her, bis Chris schließlich erklärte, was er mit nicht direkt gemeint hatte.
„Bis auf den Urlaub in Frankreich, den ich unterschlagen habe, erzählte ich ihr fast alles. Dass jemand mich ins Krankenhaus gefahren hat, für mich einkaufen war und so weiter. Ich erzählte ihr, dass es ein paar Leute gab, die mir geholfen haben. Mein Nachbar, ein paar gute Freund und eine alte Freundin.“
„Also hast du ihr doch von Sandra erzählt?“
„Nein, habe ich nicht und werde ich niemals tun! Wie oft noch?“ Chris war erregt. „Ich werde ihr mit Sicherheit nicht von Sandra erzählen. Das hat seine Gründe und damit basta!“
„Und Irina wollte nicht wissen, wer diese alte Freundin war?“
Chris ging schweigend ein paar Schritte weiter, bevor er sagte:
„Doch, natürlich. Ich habe ihr einen Namen genannt. Einen Namen mit dem sie etwas anfangen konnte, weil ich ihr schon früher von ihr erzählt hatte. Eine Frau, die mein Leben ebenfalls nachhaltig beeinflusst hatte.“
„Welchen Namen hast du ihr genannt, wenn ich fragen darf?“
„Den GT 500.“ antwortete Chris mit einem süffisanten Grinsen.
Ich fiel aus allen Wolken.
„Wie um alles in der Welt bist du denn auf die gekommen?“
Der Codename für diese Eleonore war unverkennbar ganz nach Chris Geschmack, obwohl dieser kleine Spaß in diesem Moment alles andere als angebracht war.
„Mir fiel keine Bessere ein. Irina weiß, dass Sabrina und Katharina nicht hier wohnen. Über Eleonore hatte ich Irina schon viel erzählt, auch das sie hier wohnt. Das klang für sie plausibel. Viel plausibler, als wenn ich nach 3 Jahren plötzlich die große Unbekannte aus dem Hut gezaubert hätte. Außerdem hatte ich Irina früher schon hin und wieder Sandra als Eleonore verkauft.“
„Dann hast du Irina also belogen?“
„So würde ich das nicht ausdrücken. Eher die Wahrheit dort verschleiert wo es notwendig war.“
„Das macht doch keinen Unterschied“, fiel ich Chris unsanft ins Wort.
„Das ist eine Frage des Standpunktes“, erwiderte Chris ganz ruhig. „Aber ich gebe dir Recht, es ist nicht in Ordnung. Trotzdem war es besser so.“
Ich konnte kaum glauben, was ich zu hören bekommen hatte.
„Und wenn sich Irina und diese Eleonore zufällig kennenlernen und ins Gespräch kommen? Was machst du dann? Du weißt, es gibt solche verrückten Zufälle.“
Ein überlegenes Grinsen huschte Chris über sein Gesicht.
„Gar nichts. Die Chance besteht nicht. Die beiden verkehren in zu unterschiedlichen Kreisen und haben keine gemeinsamen Bekannten. Ihre Leben haben keinerlei Berührungspunkte.“ Chris warf sein Zigarillo zu Boden und drückte es mit seinem Stiefel aus. Es war besser Tempo aus dem Gespräch zu nehmen bevor es eskalierte. Ich fragte Chris, wie es eigentlich zu dieser SMS von Irina gekommen war. So ganz aus blauem Himmel hatte sie die sicher nicht geschickt. Bestimmt gab es eine Vorgeschichte. Chris berichtete mir, Irina hatte ihm geschrieben, dass sie seit November Albträume gehabt hätte und daraufhin immer wieder bei ihm vorbeigefahren sei, um zu kontrollieren ob seine Orchideen noch im Fenster standen und ob sich sein Auto bewegte. Irgendwann hatte sie wohl auch ein paar E-Mails geschrieben, die der alte Mailserver aber sofort gelöscht hatte. Schließlich hatte sie es letzten Montag erneut versucht und Glück gehabt. Das klang so unglaublich, wie der ganze Rest der Geschichte der beiden war. Es konnte nur wahr sein. Irinas Kontrollfahrten erinnerten mich an meine bei Geraldine, als ich im April nicht wusste wo sie war und mir sehr große Sorgen um sie gemacht hatte. Offenbar unternahm sie ihre aus demselben Grund, wie ich meine. Auch wenn mir der Grund dafür damals noch nicht bewusst war. Ich betrachtete Chris genau um meinen ersten Eindruck, den ich an meinem Tor hatte zu verifizieren. Er sah nicht glücklich aus. Ganz und gar nicht. Es musste noch etwas geben, was ihn zu tiefst beschäftigte. Ohne Umschweife stellte ich Chris eine Frage.
„Du wirkst du nicht glücklich, obwohl du wieder mit Irina zusammen bist. Das sollte eigentlich anders sein. Was ist los mit dir?“
Chris sah mich betreten an.
„Sieht man das?“
„Ja, sehr deutlich sogar. Also, was ist los?“
Ich hatte das Gefühl, es war Chris wesentlich unangenehmer darüber zu sprechen, als über die anderen Punkte zuvor.
„Leider ist es nicht so einfach, wie du denkst. Zuerst, du kennst meine Gründe, warum ich keine Beziehung mehr wollte. Mit niemand. Und erst recht nicht mit Irina.“
Der Klang seiner Stimme hatte sich bei Irinas Name verändert. Sie war bestimmend geworden und für seine Verhältnisse ungewöhnlich laut. Wir gingen ein paar Schritte weiter bevor Chris deutlich leiser ergänzte:
„Sonst hätte ich mir alles sparen können. Diesen ganzen verdammten Zirkus, der mich unendlich viel Kraft gekostet hat. Aber ich liebe sie viel zu sehr, als dass ich hätte nein sagen können. Etwas Anderes zu behaupten wäre gelogen.“
Chris blieb stehen, atmete tief und richtete sein Blick weg von mir über die Hänge des Tals.
„Sicher, ich hätte sie anlügen können, ihr sagen, dass es zu spät ist, ich sie nicht mehr liebe, dass es eine andere Frau gibt oder es sonst irgendwie abbiegen. Aber ich hätte nicht nur sie, sondern auch mich belogen. Zudem wäre das äußerst ungerecht gewesen. Sie hat sich ihre Chance verdient. Trotzdem habe ich große Zweifel ob das Ganze gut geht. Anders gesagt, ich bin mir sicher, dass es das nicht wird.“
„Wieso? Ich verstehe deine Zweifel nicht. Sie ist eine erwachsene Frau und kein junges Mädchen. Sie weiß was mit dir los und worauf sie sich eingelassen hat. Ich bin mir sicher, sie hat sich ihre Entscheidung sehr gut überlegt.“
„Wenn du meinst“, erwiderte Chris und schüttelte fast unmerklich seinen Kopf.
„Du glaubst, sie schafft es nicht?“, wollte ich mich vergewissern.
„Ja, so könnte man es ausdrücken“, entgegnete Chris sehr überzeugt.
„Was macht dich so sicher?“
Chris zögerte einen Moment.
„Vieles. Sehr vieles. Sie überschätzt sich und unterschätzt zu viele andere Faktoren! Du hast doch bei Sandra gesehen, wie sehr sie das Ganze mitnimmt. Dabei sie ist nur ein Freund. Glaubst du ich bin blind und bemerke nicht wie es ihr geht? Sehe ihre Sorgen und Ängste hinter ihrem Lachen und ihrer Fröhlichkeit nicht? Wie viel Kraft sie die letzten Monate gekostet haben? Und Irina soll das besser wegstecken können? Ausgerechnet Irina!“
Seine zwei letzten Worte hatten einen seltsamen Unterton und ich wusste nicht, wie ich diesen einordnen sollte.
„Ich denke, du unterschätzt sie“, versuchte Chris Wind aus den Segeln zu nehmen.
„Tue ich das?“
„Ja, das tust du“, entgegnete bestimmt. „Sie ist nicht die einzige Frau auf der Welt, die einen kranken Partner hat. Ihre Liebe wird ihr die notwendige Kraft geben. Da bin ich mir ganz sicher.“
„Na, wenn du das sagst wird es wohl stimmen“, erwiderte Chris gleichmütig, um dann mit festerem Ton hinzuzufügen: „Ich denke nicht, dass es so sein wird. Diese Sache wird nicht lange halten. Höchstens zwei, drei Wochen, wenn überhaupt. Vielleicht war es einfach nur dumm von mir, mich überhaupt wieder auf sie einzulassen.“
Bei seinem letzten Satz klang Chris Stimme eigentümlich resigniert und sein Tonfall wurde durch seinen hängenden Kopf und seine hängenden Schultern unterstrichen.
„Lassen wir das Thema jetzt. Du hast Recht. Ich sollte darüber glücklich sein, dass sie wieder da ist. Wie lange das auch immer sein mag.“
Chris ging langsam weiter und ich folgte ihm mit ein paar Schritten Abstand. Was konnte ich dazu sagen? Gab es überhaupt etwas dazu zu sagen? Wir waren etwa 200 Meter vom Ausgang entfernt als Chris unvermittelt stehen blieb.
„Wo ist das kleine Biest nun schon wieder?“
Mable hatte die Gelegenheit genutzt und war während wir uns unterhielten wieder stiften gegangen. Chris griff in seine Hosentasche und holte eine Hornpfeife hervor. Ein schriller Doppelpfiff ertönte und Chris hielt Ausschau nach seiner Hündin. Ein paar Sekunden später tauchte Mable fröhlich springend aus dem kleinen Wäldchen auf.
„Ich könnte sie manchmal!“, sagte Chris ärgerlich, während er die zurückgekehrte Mable an die Leine nahm.
„Eine Sache würde mich noch interessieren. Rein aus Neugier, was hast du mit den Ordnern in deinem Schlafzimmer gemacht, als Irina an diesem Abend zu dir kam?“
Chris grinste.
„Die lagen Gott sei Dank schon seit ein paar Wochen in meinem Arbeitszimmer. Als sie am nächsten Morgen fort war, habe ich sie sofort in den Keller geräumt. Irina muss sie nicht unbedingt zu Gesicht bekommen.“
Chris hatte großes Glück gehabt. Mir war klar, warum er die Ordner schnellst möglich aus der Wohnung gebracht hatte. Bei der Durchsicht dieser Unterlagen hätte Irina sofort bemerkt, dass Chris sie, was die Länge der verbleibenden Zeit anging und vermutlich noch mit anderen Details belogen hatte. Als wir den Ausgang erreicht hatten sprach Chris für mich überraschend noch das Thema Buch an.
„Mach dir keine Sorgen wegen deinem Buch. Ich werde es so schnell ich kann fertig stellen. Ich weiß, wie wichtig es ist.“
Mit großer Erleichterung vernahm ich, dass Chris trotz seiner neuen Beziehung weiter mit Nachdruck daran arbeiten wollte. Aber ich hatte auch den Eindruck, dass dieses Buch Chris ebenso wichtig war, wie mir. Wir verabschiedeten uns und ich bog in Richtung meines Hauses ab, als ich in meinem Rücken Chris rufen hörte:
„Jetzt gibt es noch einen Grund, warum es gut ist, dass du dein Buch über mich nicht fertiggestellt hast.“
Ich blieb stehen und drehte mich um.
„Warum?“
„Immerhin geht die Geschichte jetzt weiter und im Gegensatz zu früher bekommst du sie direkt bis zu ihrem Ende mit. Wer weiß, ob du es nicht eines Tages weiter schreibst und fertigstellst? Ich sollte jetzt schleunigst nach Hause. Meine Katze wartet auf ihr Futter. Bis bald.“
Ich sah den beiden noch eine Zeit nach, bis Chris und Mable in der einsetzenden Dämmerung verschwanden.

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