To err is human; to forgive, divine. Neither one should define our actions

Der erste Satz dieses Zitat stammt von dem englischen Poet Alexander Pope. Der zweite wurde von General Curtis LeMay angefügt.

Während die Aussage Popes einfach und verständlich ist, wird sie durch die Ergänzung von LeMay kompliziert. Wenn irren und vergeben, das eine menschlich, das andere göttlich nicht unsere Handlungsweise bestimmen sollte, was sollte sie dann bestimmen? Soll es bedeuten, dass unsere Handlungsweise  immer zielgerichtet sein muss, unabhängig davon, ob wir uns im Irrtum befinden oder wir besser vergeben sollten?

Möglicherweise muss man dieses Zitat vor dem Hintergrund der Persönlichkeit LeMays und der Zeit, in der er es gesagt hatte sehen. General LeMay war über Jahre der Chef des SAC (Strategic Air Command) und damit Herr über tausende von Bombern und noch mehr Atomwaffen. Sein Ruf als Falke, der lieber seine Gegener angreifen wollte, bevor diese angreifen würden, war beispiellos und legendär. Folgt man dieser Logik heißt die Konsequenz anzugreifen, wenn man sich bedroht fühlt. Egal, ob man sich im Irrtum befindet oder nicht. Auch vergeben, das LeMay eher im Sinne von Nachgeben verstand, kann keine Option sein.

Eine solche Logik kann zu katastrophalen Folgen führen. Eine Reihe von Irrtümern oder Missverständnissen über das Verhalten des anderen müssen zwangsläufig zu einer Auseinandersetzung führen. Betrachtet man diese Äußerung vor dem Hintergrund der damals herrschenden Doktrin der “Massive Retaliation  (Massive Vergeltung) wird klar, wie sie zu verstehen ist. Greifst du mich an, wenn auch nur vermeintlich, wehre ich mich mit allem was ich habe und vergebe nicht. Um die Chance eines möglichen Angriffs, vermeintlich oder nicht zuvor zukommen, greife ich lieber selbst an.

Man sollte nun meinen, dass diese Denkweise aus den 50er und frühen 60er Jahren überholt sei. Aber leider begegnet sie uns im Alltag heute mehr und mehr. Je größer die  Ãœberzeugung von der Richtigkeit der eigenen Denkweise und je höhere die Ziele, die damit verfolgt werden, desto größter wird die Bereitschaft “Kollateralschäden” zur Durchsetzung in Kauf zu nehmen. Irrtümer werden ausgeschlossen und vergeben gleich mit.

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