Eines Sommers ging ein Mann im Wald spazieren. Am Rande einer Lichtung entdeckte er eine wunderschöne wilde Rose, groß im Wuchs, aber mit dünnen, fast schon zerbrechlichen Ästen. Ihre Blüten waren so dunkelrot, dass sie fast schon schwarz waren. Der Sommerwind wehte den unvergleichlichen Duft ihrer Blüten in seine Nase, während sich der Mann überlegte, um welche Art Rose es handeln könnte. Da die Rose von Brennnesseln, Disteln und allerlei anderen Gestrüpp umwuchert war, konnte der Mann ihr sich nicht näheren und betrachtete ihre Schönheit nur aus der Ferne. Woche um Woche, bis der Winter über das Land hereinbrach führten ihn seine Spaziergänge zu dieser Lichtung und er bewunderte diese einzigartige Rose. 2 Jahre ging der Mann regelmäßig bei der Rose vorbei und betrachte ihre Schönheit. Zu seinem Leid erstellte er fest, dass die Pflanzen, die sie umgaben die Rose langsam zurückdrängten und sie in ihrem Wuchs einengten.
Für einen Moment spielte er mit dem Gedanken, das Unkraut abzuschlagen, um der Rose genügend Platz zu verschaffen, aber er hatte kein geeignetes Werkzeug dabei und ging unverrichteter Dinge wieder nach Hause. Später in diesem Jahr, der Winter war früher als sonst mit Schnee und Kälte hereingebrochen, ging der Mann an einem sonnigen Wintertag wieder zu der Lichtung. Nichts an diesem Tag erinnerte an die Schönheit, die der Rose im Sommer zu Eigen war. Sie schien schwach und durch den ungezügelten Wuchs der Nachbarpflanzen angegriffen. Sein Blick schweifte vorbei an der Rose auf den Boden. Unter den welken Blättern der Brennnesseln entdeckte er eine Hagebutte, die nur von dieser Rose stammen konnte. Der Mann hob sie auf, steckte sie in seine Tasche und ging nach Hause. Dort angekommen löste er vorsichtig die Samen aus der Frucht und ging mit ihnen zur schönsten Stelle seines Gartens. Er vergrub sie in kleine Löcher, deckte die Samen sanft mit Erde zu und ging in der Hoffnung, dass sie nächstes Frühjahr keimen würden zurück in sein Haus. Als der Frühling die Natur im März erweckte ging der Mann zu der Stelle in seinem Garten, an der er im Winter die Rosensamen vergraben hatte. Doch er fand keine Anzeichen dafür, dass die Samen keimen würden. Der März verging und ebenso der April, bis er schließlich Mitte Mai die ersten Sprösslinge entdeckte. Schnell wurden in der warmen Luft des Frühsommers aus den Sprösslingen große und starke Rosen, die den Mann im Sommer mit der gleichen Schönheit verzauberten, wie es einst diese wilde Rose im Wald getan hatte. Voller Stolz zeigte der Mann allen seinen Freunden diese einzigartigen Rosen in seinem Garten und er genoss die Bewunderung die ihm entgegen gebracht wurde. Über viele Jahre umsorgte und pflegte er seine Rosen, die sein ganzer Stolz geworden, dabei vergaß er nie, sich in tiefer Dankbarkeit an die Mutterpflanze zu erinnern, die ihm dieses wundervolle Geschenk gemacht hatte.